Nachrichten Ansicht

News

18.09.2021 Kategorie: Angedacht

Bekenntnis

Auch im Alltag zu Gott stehen

Wer es noch nicht gemerkt hat: Es herrscht Wahlkampf. Morgen in einer Woche wird ein neuer Bundestag gewählt. Die an der Zukunft unseres Landes interessierten Menschen bestimmen, wer in den nächsten vier Jahren Entscheidungen für sie treffen darf. Wie immer kommt es im Wahlkampf zu bizarren Situationen, Fehltritten, unbedachten Äußerungen, Fettnäpfchen und komischen Kleinigkeiten, über die man lachen könnte, wenn das Ganze nicht so ein ernstes Thema wäre. Vor einigen Tagen brachte ein Parteivorsitzender die Kirche ins Spiel. Er gehört zu der Partei, in deren DNA sich noch vielfältige Spuren der Genossen nachweisen lassen, die das eigene Volk eingesperrt, auf fluchtwillige Bürger geschossen und gerade auch Christen schikaniert haben. Der Vorsitzende sollte – gedrängt von den potenziellen Koalitionspartnern - ein Bekenntnis zur NATO ablegen, um die Regierungsfähigkeit seiner Partei nachzuweisen. Darauf soll er gesagt haben: „Bekenntnisse legt man meines Erachtens vor allem in der Kirche ab, das soll auch so bleiben.“

Da bin ich mir nicht so sicher. Der Duden erklärt das Wort „bekennen“ mit „zu jemandem oder etwas stehen; überzeugt bejahen; für jemanden oder etwas offen eintreten.“ Sollte sich nicht in diesem Sinne jeder Politiker zu seinem Vaterland, zu Werten, Grundsätzen, Menschenrechten und zur freiheitlichen Demokratie bekennen?

Eine andere Bedeutung von „Bekenntnis“ lautet „Zeugnis für seinen Glauben ablegen.“ In diesem Sinne wird es in der Kirche gebraucht. In unseren Konfirmationsgottesdiensten werden die Jugendlichen nach dem gemeinsamen Sprechen des Glaubensbekenntnisses gefragt, ob sie in diesem Glauben bleiben und wachsen wollen. Und weil sie das – wie alle Christen - allein nicht können, antworten sie: Ja, mit Gottes Hilfe. Es ist leicht, in der Kirche den Glauben zu bekennen. Schwieriger ist es im Alltag, in der eigenen Familie, in der Schule, im Beruf, bei Freunden oder Sportkameraden. Da braucht es schon ein wenig Mut, um darüber ins Gespräch zu kommen, was man von Herzen glaubt und mit dem Mund bekennt. Dieses überzeugte und einladende Bekennen im Alltag ist im Grunde wichtiger als das oft nur unbewusst mitgesprochene Bekenntnis im geschützten Raum der Kirche. Weil es das Ziel hat, Menschen zum Glauben einzuladen und sie für die beste Botschaft der Welt zu gewinnen, und „das soll auch so bleiben.“

Foto: Angelina Ströbel / www.pixelio.de

Beitrag von Frank Wesemann