Kleinarschgeigen? Da hat er sich doch bei der Überschrift bestimmt verschrieben, oder? Nein, hat er nicht. Denn er ist sauer. Stinksauer! Da will er nachhaltig leben, Ressourcen schützen, die Zukunft der jungen Generation retten, den Klimawandel aufhalten und die ganze Welt zu einem besseren Ort machen. Aber irgendwelche Doofdödel lassen ihn einfach nicht. Er stellt regelmäßig gut weiternutzbare Gebrauchsgegenstände ins Internet zu den Kleinanzeigen. Gute Sachen, die soweit noch in Ordnung sind, aber von ihm nicht mehr gebraucht werden. Zu einem schmalen Preis als Verhandlungsbasis bietet er sie an, beschreibt sie wahrheitsgemäß und ehrlich, macht ansehnliche Fotos und hofft, dass diese Dinge vor dem Sperrmüll bewahrt werden. Würde einer ehrlich fragen, würde er sie sogar verschenken. Auf der einen Seite nimmt die Armut in unserem Land zu, aber auf der anderen Seite scheint die Not noch nicht groß genug zu sein. Neulich fragte einer, ob er die Schuhe, die für 40 Euro angeboten waren, auch für 25 Euro bekommen könnte. Können wir machen, antwortete der andere und hörte nie wieder etwas vom Interessenten.
Dann bot er Reifen auf Alufelge an. Einer fragte an, weil seine Freundin dringend welche bräuchte, aber nicht so viel Geld habe. Ob sich da noch etwas am Preis machen ließe. Klar, sagte der Verkäufer. Sie einigten sich auf den Preis. Aber dann verschwand der Interessent, der sich eigentlich für seine Freundin freuen müsste, auf Nimmerwiedersehen. Ein anderer wollte die fast neuen Winterreifen haben. Man einigte sich auf den Preis. Dann kamen die Fragen zu irgendwelchen Maßen und Lochabständen, die der Verkäufe beantwortete. Aber gehört hat er von dem anderen nichts mehr. Braucht niemand im Winter gute und fast neue Winterreifen?? Nach solchen niederschmetternden Erfahrungen entweicht ihm häufiger ein laut ausgeseufztes "Kleinarschgeigen". Da will er die Welt ein klein wenig besser machen, aber keiner lässt ihn. Obwohl: Neulich konnte er eine schöne Erfahrung machen. Eine Wanduhr der Schwiegereltern sollte in gute Hände abgegeben werden. Jemand fragte nach seiner Handynummer, aber nein, so doof war er dann auch nicht, die weiterzugeben. Dann kam aus der Nähe eine freundliche Anfrage aus einer neuen Tagespflege, die die Uhr gern geschenkt haben wollte, da sie ihren Gästen bestimmt Freude machen würde. Toller Trick, dachte er erst. Aber die Anfrage war seriös. Er fand, dass sich die Schwiegereltern bestimmt über diese Weiterverwendung ihrer Uhr freuen würden. Also investierte er zusätzlich eine Stunde seiner wertvollen Zeit, fuhr zu der Tagespflege, gab die Uhr beim freundlichen Personal ab und kehrte erleichtert und mit der Freude, doch noch irgendetwas Gutes bewirkt zu haben, zurück nach Hause. Wenn man viel Glück hat, gibt es bei der Gebrauchtwarenweitergabe doch nicht nur Kleinarschgeigen. Und mit etwas Geduld kommt man wie auch sonst im Leben häufig zum Erfolg. Also nie aufgeben!

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