Eigentlich sollte dieser Frühling so schön werden: Die Corona-Welle läuft problemlos aus, Einschränkungen fallen weg, Masken können in der Tasche bleiben und alle begegnen sich endlich wieder normal und abstandsfrei. Wie sehr sehnen wir uns alle danach! Aber stattdessen bekommt die Pandemie den Booster, startet noch einmal voll durch, und plötzlich sind die Familien ohne Ansteckungen die Ausnahme. Als ob das noch nicht genug wäre, erleben wir die größte Ent-Täuschung der letzten Jahrzehnte: Dass die russische Führung doch nicht so freundlich ist, wie wir gern glauben wollten. Wie bei frisch Verliebten wurden die Macken des anderen (wie die Kriegsverbrechen in Syrien) einfach ausgeblendet, nicht gesehen, der Liebe wegen übersehen, so dass es nun zum großen Knall und zur Trennung kommt. Und dazu kommt die ganz reale Not von Zivilisten im Krieg, die einfach nur ihr Leben in Freiheit leben wollten und nun stattdessen in Kellern, Bunkern, in Kälte, mit Hunger und Durst in Todesangst dem Bösen ausgeliefert sind. Eine beispiellose Hilfswelle rollt durch das Land. Von dieser großzügigen Art der Zuwendung können die Ärmsten der Armen in Indien, Somalia und auf Haiti nur träumen. Selbst Hilfe geben wir nur dann, wenn sie uns nützt. Es ist zum Heulen! Bald können wir nicht mehr. Wir wollen nicht weiter. Nicht mehr kämpfen. Uns nicht mehr neuen Problemen und Auseinandersetzungen stellen. Nicht schon wieder neue Corona-Regeln! Nicht schon wieder Mahnungen, Warnungen, Drohungen und Appelle. Nicht schon wieder ein europäischer Krieg mit unermesslichem Leid. Wir halten das alles nicht mehr aus, sind erschöpft, müde und matt.
So ähnlich ging es Elia. Nach Wundern und Erfolgen erlebte der Mann Gottes seine größte Krise. Er rannte um sein Leben. Er versteckte sich in der Wüste, als ihn die Verzweiflung packte, und er wollte sterben. Er erleidet eine schwere Depression, er, der Mann Gottes, der mehr auf seinen großen Schmerz als auf Gottes Möglichkeiten schaut. Er kann sich nicht mehr rühren, will nur noch schlafen. Er ist nicht frühjahrsmüde, sondern lebensmüde. Er kann einfach nicht mehr. Aber dann weckt ihn ein Engel Gottes und reicht ihm das Nötigste: Brot und Wasser. Und er isst und trinkt und schläft weiter. Bis er wieder geweckt wird und sich stärken kann. Die Heilung seiner Seele braucht Zeit. Gott gibt sie ihm. Erst danach kann er weiter, auf einem neuen Weg zu einem neuen Ziel.
In diesen Tagen wünsche ich mir sehr auch etwas von dieser göttlichen Zuwendung, die uns aus der dumpfen Traurigkeit und Schwermut weckt. Es muss nicht Brot und Wasser sein, aber vielleicht eine Ermutigung, ein Lob, ein Grund zum befreiten Lachen und zur Hoffnung, die uns den Weg aus der Wüste zeigt. Und die lähmende Lebensmüdigkeit vertreibt.