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15.02.2023 Kategorie: Angedacht

Gewohnheiten

Es ist nie zu spät, eine neue Gewohnheit zu beginnen.

wir oft auf das Thema Gewohnheit. Die meisten von uns essen gern Fleisch, weil sie es gewohnt sind. Das haben wir als Kinder so gelernt, weil es unsere Eltern gemacht und die es von ihren Eltern übernommen haben. Der Sonntagsbraten hört sich für die meisten immer noch leckerer an als der vegane Kichererbsenauflauf. Auch wenn es stimmt, dass du bist, was du isst, und jeder weiß, welches Essen für uns gesünder und für das Klima besser ist, bekommen wir Schnappatmung beim Veggi-Day und fürchten das Aussterben der Currywurst und Tiefkühlsalamipizza.

Kaum etwas ist so schwer zu ändern wie lieb gewonnene Gewohnheiten. Aber lieb gewonnene Gewohnheiten sind nicht immer gute Gewohnheiten.

Jesus hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, in den Gottesdienst zu gehen. Nicht spontan, weil es ihm gerade danach war oder er das Bedürfnis nach Lobpreis hatte. Auch nicht aus Pflichtgefühl heraus. Es war schlicht seine Gewohnheit. Von Kindheit an hatte man es ihm vorgelebt. Offenbar brauchte er feste Orte und Zeiten, um seinem Vater zu begegnen. Er schöpfte daraus Kraft und innere Klarheit.

Gewohnheiten haben bei uns eher einen schlechten Ruf. Viele fürchten, dass aus einer spannenden Sache eine langweilige Gewohnheit wird. Aus diesem Grund lehnen es auch immer mehr gläubige Menschen ab, regelmäßig einen Gottesdienst zu besuchen. Und regelmäßig meint mehr als einmal im Jahr. Ob ich die Gemeinschaft brauche, ist dann von meiner augenblicklichen Gefühlslage abhängig - oder von meiner unpässlichen Frisur oder von einem Termin in meinem Lieblingsrestaurant.

Ob ich den Gottesdienst besuche, entscheidet sich daran, ob irgendein Anreiz mir gerade Lust dazu macht, etwa, ob ich ausgeschlafen bin oder ob der Prediger auf meiner Linie liegt oder ob ich jemand nettes treffe oder ob es Anschluss Kaffee gibt.

Es gab eine Frau, die jeden Sonntag in die Kirche ging. Als sie dann schwerhörig war und der Predigt kaum noch folgen konnte, wurde sie gefragt: „Warum gehst du immer noch in die Kirche?" Sie sagte im breiten Schwäbisch: „Wägem Säge.“ Sie meinte: „Ich gehe, weil etwas Gutes darin ist, weil es mein Leben formt und verändert, auch wenn ich nicht mehr alles mitbekomme.“ Unser Glaube braucht gute Gewohnheiten! Feste Orte und Zeiten, in denen der Glaube wohnen und wachsen kann. Selbst wenn mich nicht jede Predigt anspricht und selbst wenn mein Gebet manchmal ohne Antwort bleibt: Diese Gewohnheit bringt Segen, sie gibt meinem Leben Kraft und Halt und verändert es zum Guten. Zunächst vielleicht kaum spürbar. Dann aber immer stärker - wie ein Drahtseil, das auch über Abgründen hält. Nachweihnachtlich weihnachtlich zu leben, heißt, geistliches Leben zur Gewohnheit zu machen. Es ist nie zu spät, genau jetzt damit zu beginnen!

Foto: Wesemann

Beitrag von Frank Wesemann