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23.07.2020 Kategorie: Angedacht, Pfarrverband

Neuanfang

Am See Genezareth

Ein Freund der Fischer war Jesus damals zweifellos. Denn die ersten Jünger, die er in seine Nachfolge gerufen hat, waren Fischer. Am See Genezareth in Israel waren sie zu Hause und verdienten ihr täglich Brot mit täglichem Fischfang. An einem Morgen kam Jesus zu ihnen. Sie saßen da am Ufer und brachten ihre Netze in Ordnung. Sie waren ziemlich schlecht gelaunt, denn sie hatten in der letzten Nacht nichts gefangen. Und ohne Fisch auf dem Tisch war Diät angesagt. Das schmeckte nicht jedem. Sie hatten eine richtig frustrierende Nacht hinter sich und einen hungrigen Tag mit nörgelnder Familie vor sich.

Es gibt halt solche Tage, die wir gern aus dem Kalender streichen würden. Solche Frusttage, an denen wir uns abends fragen, wozu wir diesen Tag überhaupt gelebt haben, warum wir überhaupt aufgestanden sind. Wo wir uns abgemüht haben und den Eindruck haben, dass nichts bleibt. Vielleicht kennen wir das, dass wir manche Träume vor uns her träumen, aber nie damit anfangen, unsere Träume zu leben! Oder dass wir uns etwas vorgenommen haben und frustriert sind, dass die Sache einfach nicht vorangeht, und wir fühlen uns ohnmächtig und hilflos. Wir wissen, dass wir mehr an unseren Beziehungen arbeiten könnten, dass wir unsere Zeit besser nutzen und unseren Glauben um ein Vielfachen vertiefen könnten. Aber stattdessen sitzen wir mit anderen Frustrierten in einem Boot, blicken ins trübe Wasser und rudern frustriert nach Hause.

Genau wie die Fischer damals am See Genezareth. Sie fummelten da also am Ufer an ihren Fischernetzen herum, als Jesus sie plötzlich fragte, ob sie nicht jetzt mit ihm ausfahren wollten zum Fischen. Nun müssen wir wissen, dass man dort in der Nacht und am Ufer gewöhnlich die meisten Fische fangen konnte und nicht in der Mittagshitze mitten auf dem See. Jesus macht genau das, was sie nie tun würden. Trotzdem lassen sich die frustrierten Fischer darauf ein. Obwohl sie zweifeln, obwohl sie ehrlich nicht an den Erfolg glauben, obwohl sie von Jesus noch nichts wissen, vertrauen sie seinem Wort.

Das ist das Größte, das wir heute von ihnen lernen können: Dem Wort Jesu zu vertrauen und zu tun, was er sagt. Deshalb schau auf von deinem Fischernetz, das dich gefangen nimmt; schau auf von deinem immer gleichen Alltag, der dich lähmt; schau auf von deinem Frust und dem Wunsch, alles hinzuschmeißen; schau auf aus deinem Selbstmitleid, das dich nur runterzieht; schau auf aus deinen Zweifeln, die mit Gott gar nicht mehr rechnen; schau auf aus deinen Gedanken, dass Gott dich nicht mehr gebrauchen könnte, und fahr auf Jesu Wort hin endlich hinaus auf den See und wirf deine Netze aus. Und dann wirst du vielleicht auch ein Wunder erleben, einen fetten Fang einfahren, erkennen, wer Jesus wirklich ist, ihm vertrauen und mit ihm einen Neuanfang wagen.

Er berief Petrus und die anderen Fischer in die Nachfolge, und die ließen alles stehen und liegen und folgten Jesus nach. Denn sie hatten kapiert: Wenn Jesus das Boot voll Fisch machen kann, kann er auch mein ganzes Leben voll Glück, Liebe und Gelassenheit machen.

Denn er ist und bleibt Fisherman`s Friend, Freund der Fischer, unser Freund, in jeder Flaute, die unser Leben mitmachen muss, in jedem Sturm, den wir aushalten müssen. Mit Jesus an Bord können wir auch mal schwach sein. Aber wenn wir schwach sind, dann ist er nur noch um so stärker.

Foto: Rike / www.pixelio.de

Beitrag von Pastor Frank Wesemann