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17.02.2022 Kategorie: Angedacht

Protzen

Mit Gottes Liebe angeben

Heute war es in der Zeitung: Das Bild von einem der reichsten Männer weltweit mit Herzchenbrille, Partyhemd, durchgestyltem Body und seiner schönen Frau im Arm. Statt mit seinem Geld das Klima zu retten, Armut zu bekämpfen und in medizinische Forschung zu investieren, fliegt er lieber in den Weltraum. Reichtum ist immer zu toppen.

Wenn der Golf nicht mehr reicht, muss es ein BMW sein. Wenn der BMW nicht mehr reicht, muss es ein Porsche sein. Wenn der Porsche nicht mehr reicht, muss es der Ferrari sein. Wenn der nicht mehr reicht, muss es ein Bugatti sein. Nur, um vor dem anderen anzugeben und zu prahlen.

Das fängt ja leider schon ganz früh an. Schon in der Krabbelgruppe geht gewöhnlich die Prahlerei los: Mein Kind hat schon zwei Zähne, meins schläft durch, meins geht tagsüber aufs Töpfchen, meins kann schon Mama sagen und meins kann schon laufen. Mit nicht mal 10 Monaten. Und überhaupt war der Kinderarzt sehr zufrieden mit meinem Kleinen.

Und dann geht es weiter: Meins kann schon Fahrrad fahren, meins kann schon bis 10 zählen, meins kann schon den Namen schreiben, meins kann mir schon aus der BILD-Zeitung vorlesen.

Und wenn das Kind von den Eltern dermaßen gedrillt worden ist, weiß es selber sehr schnell, was es alles kann: Ich habe im Diktat Null Fehler, – der blöde Egon hatte elf. Ich war schon nach fünf Minuten mit den Hausaufgaben fertig, – die blöde Jasmin saß den ganzen Nachmittag dran. Ich besuche drei Sport- und zwei Tanzgruppen, ich lerne zwei Instrumente, mache nach der dritten Stunde Freischwimmer und spiele noch mit in der Theater-AG meiner Schule. Keiner ist so gut, schafft so viel, ist so schön und so intelligent wie ich.

Und irgendwann baut sich solch ein Mensch ein Haus, das schönste weit und breit. Er hat den gepflegtesten Garten, die saubersten Fenster und das strahlendste Zahnweiß. In seinem Viertel fährt er natürlich das teuerste Auto. Jeder soll seinen Reichtum sehen und riechen am edlen Parfum seiner Frau. Solch ein Mensch hat die am besten erzogenen Kinder, die glattesten Hemden und das perfekteste Timing. Er schreibt Bücher, über die er gern und viel redet, weil sie so gut sind. Er gibt anderen teure Lebenstipps, weil er im Leben ja wirklich alles richtig gemacht hat. Er hat den Dreh raus und lässt alle anderen weit hinter sich. Er sonnt sich in seinem Erfolg und geht über Leichen, die er im Keller hat – gleich neben dem teuren Wein. Er hat immer Bilder bei sich von seiner Luxusvilla, seinem Ferrari und seinem Pferd. So reich und schön, so selbstverliebt und ichzentriert ist sonst keiner. Im Angeben und Protzen ist er echt die Nummer 1.

Beim Propheten Jeremia gibt Gott uns Anlagetipps für ein wirklich gutes Leben, wenn er sagt: Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit, ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke, ein Reicher rühme sich nicht seines Reichtums. Sondern wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, dass er klug sei und mich kenne.

In der Bibel meint dieses Wort kennen mehr als bei uns. Wenn ich einen Menschen kenne, muss ich noch nicht eine Beziehung zu ihm haben. Ich kenne Heidi Klum, ich habe sie schon einmal gesehen. Das heißt aber nicht, dass ich in einer Beziehung mit ihr lebe. Gott kennen meint in der Bibel nicht, dass ich schon mal irgendwann irgendwas von Gott gehört habe, oder dass ich weiß, dass viele Menschen an diesen Gott glauben. Gott kennen heißt immer: Mit ihm leben, sich auf ihn einlassen, ihm total vertrauen, ihm das Leben anvertrauen, frei werden vom ICH, frei werden zum DU.

Wer angeben will, soll mit Gottes Liebe angeben. Mit seiner Liebe und Barmherzigkeit. Wer angeben will, soll damit angeben, dass er Gott kennt, dass er mit ihm lebt und dass er diesen liebenden Gott anderen Menschen bekannt gemacht hat. Wer damit protzen will, hat für unvernünftigen Luxus nun wirklich keine Zeit mehr.

Foto: OpenCliparts-Vectors / www.pixabay.com

Beitrag von Frank Wesemann