Der Wohnungsmarkt ist auch bei Störchen heiß umkämpft. Das führte im Frühling zu waghalsigen Luftkämpfen und gefährlichem Schnabelhacken. Waren alle Nistmöglichkeiten in der heiß begehrten Wohnlage besetzt, hatte das Storchenpaar ein Problem. Es hätte sich in anderen Ortsteilen und Orten umsehen können. Aber nö: Wie manche Dorfbewohner sind auch manche Störche echte Sturköpfe. Also baute sich das verliebte Storchenpaar ein Nest auf der Parkplatzlaterne des Supermarktes. Vielleicht versprachen sie sich in kalten Nächten einen warmen Hintern. Oder einen kurzen Einkaufsweg. Von Lärm und Betrieb unter ihnen ließen sie sich jedenfalls nicht stören. Bisher sind sie auch von stürmischen Böen verschont geblieben. Denn starker Wind hätte aus ihrem kunstvoll gebauten Nest in Windeseile Kleinholz gemacht.
Noch trauriger macht freilich der Anblick eines Storchenpaares ein paar Meter weiter in der Braunschweiger Straße. Sie hatten wohl bei elterlichen Nestbaukurs nicht aufgepasst. Genau auf der Dachspitze versuchen sie sich vergeblich mit dem Nestbau. Sie kommen dabei immer wieder erstaunlich weit, bevor ihre Konstruktion auseinanderfällt und abrutscht. Und da sitzen die beiden nun traurig auf dem Dach und wissen nicht weiter. Nicht einmal der Storchenbeauftragte kommt vorbei und spendet Trost.
Manchen Paaren geht es bestimmt ähnlich. Sie hatten den Traum vom Haus, haben dafür verzichtet und gespart, und nun passt die Finanzierung nicht mehr. Sie sitzen traurig in ihrer Wohnung und sehen ihre Träume an der Realität hinabrutschen. Aber: Eine Wohnung bietet auch ein Dach über dem Kopf, Schutz, Wärme, Geborgenheit. Sie ist klein, aber das macht sie fein. Macht Besitz glücklich und Miete unglücklich? Da bin ich mir nicht sicher. Es kommt da wie immer auf die eigene Haltung an. Dankbarkeit und Zufriedenheit sind die großen Schlüssel, die das Lebensglück weit aufschließen können. Und noch etwas vergessen wir zu oft: Dass wir einmal nichts mitnehmen können, weder aus der kleinen Wohnung noch aus dem großen Haus. Oder hat schon mal einer einen Möbelwagen auf dem Friedhof stehen sehen?
Jesus sprach darüber einmal mit seinen Freunden. Er sagte ihnen, dass er im Himmel Wohnungen für sie freihält. Wohnungen, nicht Häuser! Und bevor einer fragt, wie groß die sind und wie die aussehen: Ich habe keine Ahnung. Wahrscheinlich meint er auch eher einen Ort, wo wir bleiben können, sicher und geschützt sind, perfekt und vollendet, in Gemeinschaft mit allen, die uns voran gegangen sind, und in Gemeinschaft mit Gott, den wir nun endlich erkennen. Und hoffentlich bedauern wir in dem Augenblick nicht, dass wir unser Leben mit zu viel Sorgen und zu wenig Hoffnung geführt haben. Wenn Stürme kommen und Hoffnungen zerplatzen, kann die Hoffnung trösten, dass Gott für uns sorgt. Und wenn wir nicht vergessen, dass er uns Wohnungen im Himmel freihält, dann hilft er uns vielleicht auch bei unseren Nestbauversuchen.

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