... So ein großer, schwarzer, dicker, der laut vernehmbar durch mein Büro brummte. Irgendwie muss er durch die Hintertür reingekommen sein. Statt gleich wieder den Ausgang zu nehmen, ging er auf Entdeckungstour und mir auf die Nerven. Der Abgabetermin für die Zeitungsandacht kommt näher. Aber meine Gedanken kommen nicht zur Ruhe, weil der Brummer durch das Zimmer brummt. Immer mal wieder fliegt er Attacke gegen die Fensterscheibe, als wollte er mit dem Kopf durch die Glaswand. Dann zurück ein paar Runden durch das Büro und wieder mit Tempo gegen die Scheibe. Er nimmt draußen das Licht wahr, das Leben, den Ort, wo er bestimmungsmäßig hingehört. Aber er gelangt nicht zum Ziel. Er würde noch so oft mit dem Kopf gegen die Scheibe prallen, bis er vor Kopfweh nicht mehr geradeaus fliegen kann oder irgendwann erschöpft auf dem Rücken in einer staubigen Zimmerecke liegt und nach einem zarten letzten Aufbrummen für immer daliegt. Oder ich bin so nett, ihm das Fenster zu öffnen. Natürlich fliegt er erst gegen den geschlossenen Fensterflügel, bis er dann endlich den Ausgang, den Weg zum Leben findet.
Vielleicht fallen uns Menschen ein, die plötzlich auftauchen, wo sie eigentlich nichts zu suchen haben (z.B. auf der Reichstagstreppe in Berlin). Oder die immer wieder mit dem Kopf durch die Wand wollen, um ihren Willen durchzusetzen. Über Präsidenten mit dieser Eigenschaft wird jeden Abend in den Nachrichten berichtet. Der eine will unbedingt eine Wiederwahl gewinnen, der andere meint, eine Demokratiebewegung weg prügeln zu können. Aber auch in unserem Umfeld kennen wir vielleicht Menschen, die unbeirrt und beratungsresistent ihren Weg fortsetzen, weil sie von der Richtigkeit ihres Tuns überzeugt sind. Obwohl alle anderen meinen, dass sich diese Person wohl auf dem Holzweg befindet. Das ist wie mit dem berühmten Geisterfahrer, der, als er die Verkehrsmeldung mit der Warnung vor einem Geisterfahrer hört, nur sagt: Ein Geisterfahrer? Nein, viele!
Umkehren fällt schwer. Die eigenen Fehler zuzugeben, ist hart. Eingeschlagene Wege zu korrigieren, ist ein steiniger Prozess. Aber er hilft zurück ins Leben. Nicht umsonst lädt uns Gott in der Bibel so oft zur Umkehr ein: „Kehrt um von euren falschen Wegen, dann werdet ihr leben!“ (Prophet Hesekiel 18,32). Weil Umkehren besser ist, als den Holzweg bis zum Ende weiter zu gehen.

Foto: Maren Beßler/ www.pixelio.de