Vor wenigen Stunden war ich noch im Harz. Nein, kein Wellnesswochenende mit Wandern und Whirlpool, sondern Arbeit mit 37 Konfirmandinnen und Konfirmanden und Team. Es war wieder hart, aber herzlich, vergnüglich und verstörend, anstrengend und lustig. Ich bin immer so froh und dankbar, wenn nach 48 Stunden alle wieder müde, satt, gesund und unverletzt und mit einer Fülle positiver Erfahrungen und Erinnerungen nach Hause kommen.
Auch ich lerne an diesem Wochenende immer noch unendlich viel. Ich erfuhr einiges über Berufswünsche, Familienkonstellationen und Hobbys. Ich lauschte bei Wanderung und Spaziergang Gespräche über Mangas und Animes (japanische Comics bzw. Zeichentrickfilme), über Lieblingscharaktere und -musik. Für viele ist es normal, sich Szenen anzusehen, die für ihre Augen offiziell altersmäßig noch nicht freigegeben sind. Die meisten können damit scheinbar verantwortungsvoll umgehen. Hoffentlich!
Und ich habe gelernt, was „Stickern“ bedeutet. Wer mit offenen Augen durch die Dörfer geht, hat es sicher schon gesehen: Egal, ob Verkehrsschild, Plakatwand oder Ampelpfosten: Überall findet man die Aufkleber dieses zweitklassigen Fußballvereins aus der großen Stadt. Während sich andere Jugendliche vor lauter panischer Zukunftsangst auf die Straße kleben, pflastern ihre Altersgenossen die Umwelt mit Stickern in blau-gelb. Beides nervt. Beides ist Sachbeschädigung, und beides ist nicht sonderlich klimafreundlich.
Was ich aber an den Fans bewundere, ist ihr Bekenntnismut. Sie halten zu ihren Helden, auch wenn einer ihrer gut bezahlten Profis den Ball ohne Not ins Aus schießt oder die Mannschaft in 90 Minuten nicht einmal auf das gegnerische Tor schießt. Aber ob man mit dieser Liebe und Leidenschaft auch die Schilder im Harz zu stickern muss? Da würde ich mir von den Fans etwas mehr Vernunft wünschen. Aber etwas von ihrer Leidenschaft und Liebe würde ich den Christen in unserem Land wünschen: Dass sie aufstehen für ihre Überzeugungen, eintreten für die Schwachen, von Liebe nicht nur reden, sondern sie leben, dass sie Unrecht benennen, dass sie Gottes Liebe feiern und sie reichlich weitergeben. Von mir aus auch mit christlichen Stickern, die sie dann auf ihre eigenen Briefe, Karten, Handyhüllen oder Autos kleben, um den erstklassigen Gott zu bezeugen, dem sie vertrauen.